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Nachlese zur Ausstellungseröffnung max40 – Junge Architekten in Saarbrücken

5. Januar 2018

Junge Architekten:
Diskussion in Saarbrücken

Wenn sich für einen Architekturpreis, der junge Architektinnen und Architekten fördern will, mit Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland gleich fünf Landesverbände zusammenschließen müssen, um auf eine relevante Wettbewerbsteilnehmerzahl zu kommen, könnte schon allein das Grund zur Diskussion sein. Wenn dann aber, wie für den aktuellen Durchgang des „BDA Architekturpreises Junge Architekten max40“ lediglich 42 Projekte eingereicht werden, von denen schließlich nur 38 bewertbar sind, wirft das weitere Fragen auf. Etwa die, warum aus dem Saarland nur eine einzige Arbeit eingereicht wurde und schlussendlich dann kein Preis in das kleinste der beteiligten Bundesländer ging.

Veronika Zeyer
Veronika Zeyer
Ausstellungseröffnung max40 in Saarbrücken: Begrüssung durch Carsten Diez

Als letzte Station gastierte die erstmals 2016 im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt gezeigte Ausstellung „BDA Architekturpreis max40 – Junge Architekten 2016“ bis zum 7. Dezember im Haus der Architektur in Saarbrücken. Zur Eröffnung lud der BDA Saarland im Nachgang eines Impulsvortrags von Joachim Raab (o5 architekten, Frankfurt) eine ausschließlich männlich besetzte Runde dazu ein, die Chancen junger Architekten im Saarland zu diskutieren. Raab stellte sich dabei als prädestinierter Impulsgeber vor, konnte er doch, wie seine Büropartner Jan-Henrik Rafke und Ruben Lang, mit dem Quartierszentrum Ringheim in Großostheim sowohl den max40-Preis 2016, wie auch mit dem Haus der Gemeinschaft in Plaidt die gleiche Auszeichnung im Jahr 2014 für sich verbuchen.

Veronika Zeyer
Veronika Zeyer
Ausstellungseröffnung max40 in Saarbrücken: Impulsvortrag Joachim Raab von o5 Architekten Frankfurt / M

In der anschließenden Diskussionsrunde wurde rasch der Themenkomplex Wettbewerbe und die Zugangschancen junger Büros zu Verfahren als Kernthemen und -probleme ausgemacht. Neben Joachim Raab diskutierten Klemens Ahlbäumer, Jürgen Lenhof und Till Göggelmann. Göggelmann, ein Kind der Stadt Saarbrücken, Sohn eines Architekten und an der TU Kaiserslautern ausgebildet, sah für sich im Saarland zunächst keine Chance als praktizierender Architekt. Wie so viele andere auch ist der 1980 Geborene derweil in die Schweiz gegangen, um sich dort als Leiter der Wettbewerbsabteilung des Büros Buol&Zünd zu verdingen. „Sehr lehrreich“ sei das für den Moment, dennoch könne er sich eine „Rückkehr ins Saarland vorstellen“. Wann, das hänge maßgeblich damit zusammen, ob sich in der Region die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Wettbewerb böte.

Veronika Zeyer
Veronika Zeyer
Ausstellungseröffnung max40 in Saarbrücken: Podiumsdiskussion mit Till Göggelmann, Joachim Raab, Klemens Ahlbäumer, Jürgen Lenhof und David Kasparek (v.l.n.r.)

Jürgen Lenhof, Abteilung für Wirtschaftsförderung und Mittelstandspolitik im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, stellte in Aussicht, dass nach einer harten Zeit ohne Wettbewerbe „schon in zehn Jahren wieder etwas los“ sein werde. Ein Plan zur Förderung von Existenzgründungen sei bereits verabschiedet. Allein: noch fruchte er nicht. „Das in den Köpfen zu verankern, dauert“, so Lenhof. „Das ist auch eine Mentalitätsfrage in einer Region, in der die Menschen seit jeher in der Kohle und im Stahl gearbeitet haben.“ Für diese These aber erntete Lenhof harsche Kritik aus dem Publikum: als „alte Saarland-Lüge“, in der postuliert würde, „wir waren schon immer arm“, wurde sie engagiert bloßgestellt. Auf die merkwürdige Passivität angesprochen, und darauf, warum Stadt und Land nicht proaktiv beispielsweise kleinere Projekte wie Umspannwerke, Trafohäuschen und dergleichen mehr gezielt nur für junge Büros zum Wettbewerb ausschreiben, wusste der als Vertreter von Staatssekretär Jürgen Barke entsandte Lenhof keine Antwort, versprach aber, die Anregungen auf- und mit in sein Haus zu nehmen.

Klemens Ahlbäumer wiederum, als Vermögensverwalter im Immobilienbereich unter anderem für die Ärztekammer des Saarlands tätig, konnte nur gutes über seine Erfahrungen mit der Sanierung des Hauses der Ärztekammer berichten. Den Wettbewerb hatte 2012 das junge Büro Fthenakis Ropee Architekten aus München gewonnen, die sich, so Ahlbäumer, „komplett mit dem Projekt identifiziert“ hätten. „Bei etablierten Büros hat man oft das Gefühl, als Bauherr nur zu stören. Hier aber wurden alle Wünsche gehört.“ Außerdem hätte das Team um Susann Weiland, Rolf Berninger und Alexander Fthenakis womöglich fehlende Erfahrung mit Engagement mehr als wettgemacht. Zudem sei man mit dem Ergebnis hoch zufrieden.

Veronika Zeyer
Veronika Zeyer
Ausstellungseröffnung max40 in Saarbrücken: das Plenum in der Architektenkammer des Saarlandes

Den Grund für die aktuelle Wettbewerbsmisere machte das aktive, wenngleich etwas spärlich besetzte Plenum vor allem in den schlechten Erfahrungen beim Verfahren rund um den Neubau der „Moderne Galerie“ des Saarlandmuseums aus. „Das hat viel verbrannte Erde hinterlassen“, meinte ein Anwesender, ein anderer konnte das bestätigen und fügte an, dass „selbst die kleinste Gemeinde in der Region“ in der Folge dieses Verfahrens Angst vor vergleichbaren Querelen gehabt habe. Und so blieb es an Joachim Raab, zum Ende der Veranstaltung daran zu erinnern, was Architektur für ein toller Beruf sei. Obschon die Sorge „absolut gegeben“ sei, als Büro ob der Zugangsbeschränkungen bei Wettbewerben auf bestimmte Bauaufgaben festgeschrieben zu werden, seien die Möglichkeiten zur Gestaltung von Lebenswelten „doch einfach wunderbar“. Zudem seien die Jungen hoch motiviert „und können es sich gar nicht leisten, ein Gebäude an die Wand zu fahren.“

David Kasparek