ludwig.schönle, Stuttgart

Preisträger max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2016

Dr. Ferdinand Ludwig, Daniel Schönle – Platanenkubus, Nagold

Nagold

ludwig.schönle, Stuttgart

Dr. Ferdinand Ludwig, Daniel Schönle – Platanenkubus, Nagold

Nagold
Projekt
Platanenkubus
Architekt
ludwig.schönle, Stuttgart
Bauherr
Landesgartenschau Nagold 2012 GmbH, Nagold

Ein Haus aus lebenden Bäumen
Der Platanenkubus wurde im Rahmen der Landesgartenschau Nagold 2012 realisiert und ist als ein langfristig angelegtes baubotanisch-städtebauliches Experiment konzipiert. Der Begriff Baubotanik steht für den Ansatz, mit lebenden Pflanzen zu konstruieren. Er beschreibt eine Bauweise, bei der Bauwerke durch das Zusammenwirken technischen Fügens und pflanzlichen Wachsens entstehen. Dazu werden lebende und nicht-lebende Konstruktionselemente so miteinander verbunden, dass sie zu einer pflanzlich-technischen Verbundstruktur verwachsen.

Die baubotanische Struktur des Platanenkubus wurde mit dem Ziel entworfen, architektonische und konstruktive Zielsetzungen möglichst weit in Übereinstimmung mit den Wachstumsmustern der Pflanzen zu bringen. Der Kubus mit einer Kantenlänge von zehn Metern wurde unmittelbar als ein vollständig grünes Bauwerk realisiert, das bereits zu Beginn das Grünvolumen eines ausgewachsenen Baumes aufwies. Dazu wurde das baubotanische Verfahren der Pflanzenaddition genutzt, bei dem junge Pflanzen über- und nebeneinander im Raum angeordnet und durch dem gärtnerischen Veredeln vergleichbaren Methoden so verbunden werden, dass sie zu einer Einheit verwachsen. Dabei werden nur die untersten Pflanzen in den Erdboden gesetzt, alle anderen wurzeln anfangs in speziellen Behältern und werden dort mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Sobald die Pflanzen miteinander verwachsen sind, können sie Wasser und Nährstoffe selbsttägig von der untersten Wurzel im Boden bis zum obersten Blatt transportieren. Die Bewässerungstechnik und die Pflanzbehälter werden entbehrlich. Wenn im weiteren Verlauf der Entwicklung die Pflanzenstruktur dick und stabil genug geworden ist, sollen auch die temporären Stützen entfernt werden, so dass die primär tragende Konstruktion aus lebendem Holz besteht.

In der Folge der Gartenschau, in der der Kubus als Aussichtspunkt und schattiger Rückzugsraum diente, wird sich das Gartenschaugelände zu einem neuen Stadtquartier entwickeln. Dann soll der Platanenkubus als baubotanischer Quartiersplatz dienen, der insbesondere durch seine vertikale Erschließung vielfältige Nutzungsmöglichkeiten aufweist. Wie das Bauwerk dann genau aussehen wird, lässt sich nicht exakt vorhersagen. Denn ein baubotanisches Bauwerk passt sein Wachstum ständig an die Umweltfaktoren des Standorts an. Ergebnis dieser adaptiven Prozesse ist eine Gestalt, die aus den Bedingungen und Ereignissen resultiert, denen es im Laufe der Zeit ausgesetzt ist.

Preisträger

max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2016 – Anerkennung