Foto: Stefan Müller-Naumann

Preisträger BDA-Architekturpreis Nike 2016
Preisträger BDA Preis Bayern 2016

Neue Ortsmitte Wettstetten

Wettstetten

Foto: Stefan Müller-Naumann

Neue Ortsmitte Wettstetten

Wettstetten
Projekt
Neue Ortsmitte Wettstetten
Architekt
Bembé Dellinger Architekten und Stadtplaner, Greifenberg
Bauherr
Gemeinde Wettstetten

Beurteilung BDA-Preis Bayern, 2016

Die Gestaltung von Zwischenräumen und die Fortschreibung stadträumlicher Strukturen bestimmen die Umgestaltung der Ortsmitte von Wettstetten. Durch den Bau eines neuen Rathauses, eines Gemeindesaals und eines Gebäudes für die Tagespflege werden gemeinschaftliche und caritative Aspekte des Gemeindelebens an einem zentralen Ort zusammengeführt. Die drei Volumen orientieren sich an räumlichen Fluchten des Ortes und fügen sich wie selbstverständlich in den organisch gewachsen Ortsgrundriss. Sie gruppieren sich um einen gemeinsamen Platz und stehen durch ihre jeweiligen Foyers in einer räumlichen und kommunikativen Beziehung. So entsteht ein Ort vielfältiger Begegnungen zwischen den Besuchern des Rathauses, der Tagespflege und des Gemeindesaals. Die Architektur der Gebäude selbst ruft mit den Fassaden aus geschlämmten Ziegeln Assoziationen zu den regional so charakteristischen Altmühl-Jurahäusern wach. Sie unterstreicht die ländliche Wirkung der Gebäudegruppe und ihre lokale Verwurzelung.

Preisträger

BDA-Architekturpreis Nike 2016 – Nike für Komposition

Auszeichnung für ein Bauwerk, das mit Proportion und Raumwirkung eine besondere korrespondierende Gesamtkomposition erreicht.

Votum der Jury:

Wettstetten hat eine neue Ortsmitte erhalten – durch die richtige Setzung dreier Gebäude, die alles andere als beliebig Stellung zueinander sowie zur unmittelbaren Umgebung beziehen, dadurch Korrespondenzen zum Ort entstehen lassen und gleichsam angemessene Platzräume erzeugen.

In einer angenehm unaufdringlichen – oder besser: unspektakulären Art und Weise werden die drei Neubauten aus der Typologie der Jura-Häuser der Altmühlregion entlehnt und zu einem Ensemble gefügt. Dieses Drillingsgespann birgt Ähnlichkeiten wie Unterschiede, die sich funktional und nutzungsbedingt begründen und trotz verwandtem Material- und Formenkanon unverwechselbare Feinheiten in sich bergen. Dadurch wird die Wiedererkennbarkeit in der Annäherung aus allen Himmelsrichtungen gestärkt und eine gelungene Maßstäblichkeit erlangt.

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche als symbolischem Bau der geistlichen Repräsentanz behauptet sich die weltlich-bürgerliche Repräsentanz in einer Komposition kräftiger, geerdeter Hausmonolithe statt in einem architektonischen Pendant.

Die Verteilung der Funktionen von neuem Rathaus, Gemeindesaal und Räumen für Tagespflege auf drei Häuser schafft thematische Schwerpunkte, die sich räumlich-maßstäblich und architektonisch-gestalterisch widerspiegeln können. Gleichzeitig werden für die zwischenräumlichen Angebote die Nutzungen, Begegnungen und Bespielungen „provoziert“. Gasse, Garten und Platz erhalten und bewahren so ihre bauliche Berechtigung wie ureigenste Funktionen, die durch die Verquickung gemeinschaftlicher und caritativer Aspekte zu einem öffentlichen Raum geraten, der sich nicht durch kommerzielle Reize stärken muss.

In dieser Neudefinition des Ortes liegt eine besondere Kraft, die zeitliche Dauer und Beständigkeit erwarten lässt: Der Ort erfindet seine Gegenwart; er findet seine Gegenwart. Die Neue Ortsmitte Wettstetten zeichnet sich durch ein tiefes Selbstverständnis aus, das im Schöpfen aus dem Geist des Ortes und dessen kreativer Interpretation beispielgebend für viele Ortschaften sein kann.

Preisträger

BDA Preis Bayern 2016 – Städtebau

Beurteilung der Jury:

Auf einem sanften Kirchenhügel gelegen und umgeben von relativ schlichten Satteldachbehausungen in bunten Farben schafft die dreigeteilte neue Dorfmitte einen identitätsstiftenden Kern für eine ziemlich amorphe Dorflandschaft. Dabei gelingt es den Architekten von Bembé Dellinger, eine stimmige Balance zwischen räumlichen Vorgaben der Umgebung und der architektonische Demonstration von Erneuerung herzustellen.
Die lockere Verteilung der bestehenden Wohnhäuser wird in Rhythmus und Dimension der Neubauten aufgenommen, die abstrakte Formensprache der skulpturalen Baukörper betont aber klar den Charakter des modernen Eingriffs. Rathaus, Gemeindesaal und ein homogen sich anschließendes Gebäude für Tagespflege sind zudem so zueinander gruppiert, dass sie sich mit ihren gläsernen Foyers zu einem gemeinsamen Platz hin öffnen, der einen zusätzlichen gemeinschaftlichen Gewinn erzeugt.
Obwohl diese neue Ortsmitte durchlässig nach allen Seiten ist und bestehende Wegbeziehungen aufnimmt, bilden die drei zueinander gewandten Gebäude eine durchaus intime, schützende Situation, die ihre Prominenz im Zentrum des Dorfes selbstbewusst zur Schau stellt. Durch die Verwendung einer historisch in der Gegend verwendeten Fassadengestaltung mit hell geschlämmten Ziegeln machen die New Kids on the Block aber auch in ihrer Verkleidung ein vermittelndes Angebot an die Tradition. Mit dieser Form einer sensibel moderierten Moderne und der klugen Organisation von Servicebauten zu einem dörflichen Anziehungspunkt gelingt dem Projekt eine überzeugende Dorfkernbebauung im Kontext des Bestands.

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